Interview mit Chrischta Ganz - Teil 3

12. Feb 2021

Vom 16. bis 24. Oktober 2020 fand der Onlinekongress „Medizin der Erde“ statt. Christel Ströbel, die Veranstalterin und Interviewerin, sowie Chrischta Ganz stimmen gerne zu, das Interview hier in vier Teilen zu veröffentlichen. Im Folgenden lesen Sie Teil 3.

Chrischta Ganz eidg. dipl. Naturheilpraktikerin TEN
Chrischta Ganz
eidg. dipl. Naturheilpraktikerin TEN

Es ist gerade diese Verbundenheit mit der Natur, die so faszinierend ist. Du hast ein ganz ursprüngliches Sehen. Ich mag jetzt nochmals zu den Knospen etwas tiefer einsteigen. Du hast vorhin schon ein paar Wirkstoffe oder Inhaltsstoffe erklärt. Die Knospe hat auch einen Schutz gegen Keime. Du beschreibst, dass wir diese Stoffe nutzen können.

Ich glaube, ich habe die Frage noch nicht ganz verstanden. Ich versuche mal zu antworten: Also das eine ist, dass wir explizit Knospen haben, die auf dieses oder jenes Körpersystem wirken. Wir haben zum Beispiel die Silberlinde, die auf das Nervensystem wirkt, sodass wir entspannter sind, zuversichtlicher sind, besser schlafen können etc. Und wir haben Ribes nigrum, die Schwarze Johannisbeere, die Königin, die Alleskönnerin unter den Knospen, die stark entzündungshemmend und antiallergisch ist. Man kann sie bei allem einsetzen: bei Entzündungen im Körper, bei Heuschnupfen. Das sind die einen Aspekte aufgrund der Inhaltsstoffe und Erfahrung.

Dann gibt es auch noch das Wesen, die Aura, die das Pflanzenwesen ausstrahlt. Wenn ich das an einem Beispiel zeige: Wir haben die Linde, wir kennen ja den Begriff lind. Unter der Linde ist es schön. Die Linde ist uns wohlgesinnt. Das ist eine mütterliche Qualität, eine Venusqualität. Sie nimmt uns in den Arm. Das alte Lied: Wo wir uns finden unter den Linden, dort ist es schön. Das Gefühl, das von der Linde ausstrahlt, nehme ich natürlich auch mit, wenn ich ein Gemmomittel auswähle.

Neben den Lindenqualitäten hat die Silberlinde auch die Fähigkeit, ihre Blätter umzudrehen. Sie sind auf der Unterseite silbern behaart. Wenn es der Linde zu heiß wird oder zu viel Smog in der Luft liegt, dann dreht sie ihre Blätter. Mit anderen Worten: Wenn ihr etwas zu viel wird, dreht sie sich um. Sie kann sich abgrenzen. Auch diese Qualität bekomme ich von der Silberlinde. Das ist Pflanzenwissen, das ist die Signatur dieses Baumes

Ich erinnere mich an eine Begegnung mit einer Sommerlinde im Winter. Ich war total fasziniert von ihren Knospen, habe die Augen zugemacht und mich an den Baum gestellt. Ein inneres Bild kam zu mir. Ich sah einen Hügel mit einer Hütte. Da saß eine uralte Frau. Ich bin hochgegangen. „Setz Dich zu mir“, sagte sie. „Lehn Dich an mich. Ich weiß, Du hast es gerade schwer. Ich kann Dir nichts abnehmen, das möchte ich auch nicht, aber ich bin da. Du bist nicht allein.“ Das war sehr berührend für mich.

Das kann ich sehr gut nachfühlen. Das Gefühl, nicht allein zu sein. Es geht um die mütterliche Umarmung. Wenn ich als Kind vom Fahrrad falle, nimmt mich meine Mutter in den Arm, hält und tröstet mich. Und sagt: „Ich halte Dich, ich tröste dich.“ Diese Qualität hat die Linde.

Es gibt einmal das Stoffliche, das man als körperliche Wirkung spürt. Und es gibt das Feinstoffliche, das Wesen der Pflanze und des Baumes. Für mich sind das mindestens 50% dessen, was wirkt. Das Geborgensein.

Wir müssen uns in der heutigen Zeit immer auch mit dem Stofflichen beschäftigen. Bei der Gemmotherapie ist es schließlich auch schön, dass es stoffliche Aspekte gibt, um die kritischen Menschen zu überzeugen. Aber die andere Seite, die kann man einfach nicht negieren. Ich bin nicht nur eine Frau im roten Kleid mit Schuhgröße 36. Natürlich bin ich das. Aber das sagt nicht aus, wer ich bin. Bei jedem Pflanzenwesen ist es auch so.

Was mich auch so fasziniert hat, vielleicht hast Du auch dazu eine Geschichte: zum Mammutbaum.

Der Mammutbaum ist groß und stark. Er ist ein Riese. Wir haben in Europa ein paar Mammutbäume, die uns sehr groß vorkommen. Aber im Vergleich zu Amerika, wo die Mammutbäume heimisch sind, sind unsere klein. Wenn man einen der großen, amerikanischen Mammutbäume umarmen möchte, braucht man dafür drei oder vier Menschen.

Der Mammutbaum ist sehr alt. Louis Hutter und ich haben ihn als Riesen bezeichnet, der die Kunst des Älterwerdens meisterhaft bewältigt. Ein Phänomen unserer Zeit: Älterwerden ist schwierig. Der Mammutbaum bringt uns diese Kräfte, weil er so groß und alt und stark ist. Wenn wir uns schwach fühlen, wenn wir alt sind, hilft er uns. Er bringt Heilung für alle Gebrechen, die uns Menschen in der Lebensphase über 50 Jahre betreffen. Es ist ein großes, starkes Wesen. Nicht ein Kükenbaum, sondern ein Mammut. Ein Riese, ein uralter Riese, der die Kunst, alt zu werden, sehr gut versteht. Es ist nicht etwa eine Knospe, die wir nur bei Männern brauchen können, aber es ist ein männliches Prinzip, das gestärkt wird. Wir benötigen es für die Sexualhormone des Mannes, für unerfüllten Kinderwunsch bei Männern, bei Prostatabeschwerden, wenn die Männer älter werden. Es ist ein sehr beliebtes Mittel in der Männerheilkunde. Wir können es auch Frauen geben, wenn sie die Mammutkraft benötigen. Genau wie wir den Männern auch Linde geben können, die weibliche Qualitäten hat. In jedem Wesen gibt es männliche und weibliche Kräfte.

Als ich das erste Mal vor einem Mammutbaum stand, der so ungefähr 30 Meter hoch war, habe ich mich gefragt: Wann ist es jetzt so weit, wann sind die Triebe so, dass ich sie ernten kann. Dann habe ich ein kleines Ernteritual gemacht und habe danach ein paar junge Triebspitzen geerntet. Ich habe eine in den Mund gesteckt. Dieser Geschmack war wie ein ganzer Wald in meinem Mund, so intensiv. Harzig und nach Zitrus. Ein Geschmack, den ich nie an diesem Baum vermutet hätte.

Es gibt süßliche, bittere, herbe Knospen, manche schmecken auch nach Vanille. Wenn man sich mit den Knospen beschäftigt, kann man auch mal eine kosten. Das Ritual, dem Baum vor dem Ernten zu danken, erhöht die energetischen Aspekte des Heilmittels enorm. Die Pflanzen verschenken sich für uns und ich bedanke mich dafür.

Dann noch etwas Spannendes zum Mammutbaum. Er vermehrt sich nur, wenn es einen Waldbrand gibt. Er hat die Kraft, aus dem Niedergang etwas Neues zu kreieren. Das trägt er in sich. Waldbrände gibt es bei uns nicht so oft, aber in Amerika, wo es häufiger einen Brand gibt, brechen erst dann die Samen auf und ein neuer Baum kann entstehen. Das ist unglaublich.

Das Jahr 2020 war wirklich sehr speziell. Bei einigen Menschen sind Dinge zu Ende gegangen: ein Arbeitsplatz, eine Selbstständigkeit. Oder es sind Erkrankungen aufgetreten. Das lässt mich an den Mammutbaum denken, als würde er sagen: Und wenn alles zu Ende ist, dann helfe ich Dir, wieder aufzustehen. Es ist vorbei, steh wieder auf.

Wenn jemand sehr hadert mit dem Bruch, den wir durch Corona erlebt haben, dann gebe ich gerne den Mammutbaum. Er trägt das Wissen in sich: Dank der Zerstörung kann etwas Neues entstehen. Man könnte ihn kombinieren mit der Heckenrosenknospe, die das Prinzip der Hoffnung in sich trägt. Wenn etwas aussichtslos erscheint, setzen wir die Heckenrose ein, weil sie das Prinzip der Hoffnung vermittelt. Im Herbst bildet der Heckenrosenstrauch die Hagebutten. Erst wenn ein paar Monate vergangen sind und es kalt geworden ist, werden diese Früchte weich. Wenn man im Januar einen Spaziergang macht und alles ist grau, es gibt keine Blätter mehr, dann sieht man manchmal noch die roten, leicht verschrumpelten Früchte. Nimmt man sie in den Mund, sind sie so süß: Das ist wie Marmelade. Es ist zwar Winter, alles ist karg, aber ich habe noch diese süße Frucht für Dich, scheint der Strauch zu sagen. Das ist die Qualität der Heckenrose. Es gibt viele Märchen, in denen der Held durch ein dunkles Tal gehen und schwierige Aufgaben erfüllen muss. Aber er gibt die Hoffnung nicht auf, weil er weiß: Da ist der Weg.

Wenn in diesem seltsamen Jahr jemand wirklich den Mut verloren hat, können wir ihm diese beiden Knospen geben, damit er es wagt und die Kraft und den Mut hat, weiterzugehen.

Dieser Mut entsteht aus dem Wissen: Vielleicht war es zu etwas gut. Wenn ich weiß, es war gut, dass etwas zu Ende gegangen ist, das ich schon lange ausgehalten habe, dann weiß ich, dass ich meinen Weg weitergehen kann in eine neue, eine andere Richtung. Wenn ich die Krankheiten nehme, für die man die Heckenrose einsetzt, also Erkältungskrankheiten, haben sie mit Schwächung und Hoffnungslosigkeit zu tun. Es geht darum, orientierungslos zu sein.

Und die Heckenrose ist eines der wichtigsten Kindermittel. Sie unterstützt die Entwicklung des kindlichen Immunsystems. Kinder müssen immer mal krank sein, damit sich das Immunsystem entwickeln kann. Gleichzeitig stärkt sie das Kind in der Reifung. Hier ist die Heckenrose eine gute Begleiterin. Man sagt ja auch, dass der Eingang in die Welt der Feen, Zwerge und Märchen am Fuß einer Heckenrose läge. Das kleine Volk ist eine kindliche Qualität. Auch da haben wir die Verbindung zu Kindern.

Kinder sprechen insgesamt sehr gut auf die Gemmotherapie an. Daher habe ich zusammen mit Louis Hutter extra ein Buch über die Kinderheilkunde geschrieben. Für die Kleinen ist die Knospenmedizin einfach großartig. Für alle anderen auch, aber für die Kleinen ganz besonders

(Hier endet der dritte Abschnitt des Interviews. Nach und nach schalten wir drei weitere Teile frei. Wir danken Chrischta Ganz und Christel Ströbel ganz herzlich für ihre Bereitschaft, das Interview der Gemmo-Community zum Nachlesen zur Verfügung zu stellen.)

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